11.8.2018 – von Andreas Marquart.
Bis vor wenigen Tagen schien an den Börsen noch alles in Ordnung. Nicht einmal von einem drohenden, weltweiten Handelskrieg ließen sich die Börsianer aus der Stimmung bringen. Ja, eine neue Krise schien soweit weg, dass selbst die Edelmetalle – zumindest in US-Dollar – deutlich absackten.
Doch binnen einen Tages hat sich das Blatt gewendet. Am Freitag stürzte die Türkische Lira um zeitweise 23 Prozent (!) gegenüber dem Dollar ab.
Die Verluste türkischer Bankaktien betrugen bis zu 7 Prozent. Das ließ auch die Aktienkurse in Europa nicht kalt. Speziell die Kurse von europäischen Bankaktien kamen massiv unter Druck. So sind es gerade spanische und italienische Banken, die stark in der Türkei engagiert sind. Als hätten die mit ihren Darlehensforderungen im eigenen Land nicht schon genug Probleme am Hals, kommen jetzt noch welche aus der Türkei dazu. So haben alleine spanische Banken 80 Milliarden US-Dollar in der Türkei verliehen. Zwar ist das Exposure deutscher Banken in der Türkei deutlich niedriger, doch dürften sich neue Probleme bei spanischen und italienischen Kreditinstituten wegen der Türkei so auch indirekt bei deutschen Instituten bemerkbar machen.
Der nachfolgend abgebildete Chart des europäischen Bankensektors lässt nichts Gutes erwarten. Das Kursniveau nähert sich immer mehr den Tiefs der Krisen 2008 und 2012 an. Technisch betrachtet ist der Index schwer angeschlagen. Keine der Erholungen reichte an das vorherige Hoch heran, was als Zeichen ausgeprägter Schwäche zu deuten ist.
Der Kursverlauf und das jüngste Geschehen in der Türkei passt jedenfalls zu den Befürchtungen von Dr. Markus Krall, über die ich bereits im März hier schrieb. Für das Ludwig von Mises Insitut Deutschland habe ich auch ein Interview mit ihm geführt, Sie finden es hier.
Der US-Dollar, der in den letzten Monaten nicht nur gegenüber dem Euro stark aufgewertet hat, wird aber auch anderen Ländern und Unternehmen, die sich in den letzten Jahren stark in Dollar verschuldet haben, zum Problem werden.
Als hätte uns dieser Sommer bisher nicht genug Hitze gebracht. An den Finanzmärkten ist nun auch ein heißer Herbst zu erwarten.